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Hautrötungen - den Ursachen auf der Spur

 

Jeder wünscht sich eine ebenmäßige Haut, sie strahlt Gesundheit und Reinheit aus. Umso unangenehmer ist es, wenn sich auf der Haut rote Flecken zeigen. Noch ärgerlicher ist es, wenn man die Ursachen nicht kennt. Doch bei der Suche kann geholfen werden.

 

Hautrötungen fallen vor allem an Kopf und Händen auf, da andere Körperpartien meistens durch Kleidung bedeckt sind. Vorübergehende Rötungen sind das Zeichen für eine stärkere Durchblutung der Haut und werden in der Regel durch innere Erregung, körperliche Anstrengung und durch äußerliche Temperatureinflüsse ausgelöst.
Als einen Flush bezeichnet man eine spontan und sehr rasch einsetzende, intensive Rötung mit ausgeprägtem Hitzegefühl, das gegebenenfalls mit einem Schweißausbruch verbunden sein kann. Flushs sind unter anderem eine Begleiterscheinung mancher medikamentöser Therapien, hormoneller Umstellungen (z. B. Wechseljahre) und psychischer Unruhe. Ebenso kann eine erhöhte Körpertemperatur (Fieber) die Haut zum Glühen bringen. Selbstverständlich treten Hautrötungen auch während kosmetischer Behandlungen, z. B. bei Peelings, Massagen, Masken oder Mikrodermabrasion, auf. Hier wird die Durchblutung gefördert, das Stratum corneum ausgedünnt (Peeling) und damit transparenter. Diese Effekte sind erwünscht und lassen schnell nach.
Darüber hinaus stehen der Kosmetikerin eine Reihe bewährter Mittel zur Verfügung, um die Haut rasch zu beruhigen. Dazu gehören unter anderem Wirkstoffkonzentrate mit Vitamin K, Extrakte der Kamille, (stacheliger) Mäusedorn, Alge, Calendula und Hamamelis sowie kühlende Auflagen. Welchen Wirkstoff man wählt, hängt von der vorangegangenen Behandlung bzw. der Haut ab.
Wenn die Rötung allerdings anhält oder erst nach Abschluss der Behandlung verstärkt einsetzt, kommt eine Unverträglichkeit in Form einer Irritation oder allergischen Reaktion in Frage. Hier ist Spürsinn gefragt, um die verantwortliche Präparat-Komponente ausfindig zu machen.

Kosmetische Auslöser

Es empfiehlt sich, Neukunden regelmäßig vor der ersten Behandlung nach Empfindlichkeiten gegenüber bestimmten Stoffen zu fragen. Manchmal ist die Haut auch einfach durch viele Pflegepräparate und deren Dosierungen überfordert, d. h. es wurde einfach zuviel des Guten getan. Ein harmloser physikalischer Effekt kann bei der Heimpflege eintreten, wenn die Pflegeprodukte statt 1-2-mal täglich zu oft aufgetragen werden, mit der Folge, dass sich z. B. die Bestandteile von O/W-Cremes auf der Haut aufkonzentrieren. Hohe Konzentrationen wasserlöslicher Stoffe können eine vorübergehende Irritation mit Hautrötung auslösen, die allerdings nach Behandlung der betreffenden Hautareale mit lauwarmem Wasser schnell wieder verblasst.
Eine Überdosierung kann z. B. auch bei ausgiebigem Gebrauch von Vitamin A-Präparaten erfolgen. Bei zu häufiger Anwendung kumuliert der Wirkstoff auf der Haut und kann individuell die Schwellenkonzentration zur Irritation überschreiten. Übrigens: Asiatische Haut ist diesbezüglich empfindlicher als die europäische.

Individuelle Ursachen

Eine Herausforderung an die Erfahrung der Kosmetikerin sind Kunden, die bereits mit Hautrötungen in das Institut kommen. Häufig vorkommende Fälle und ihre gegebenenfalls parallel zur dermatologischen Behandlung erfolgende kosmetische Behandlung werden nachfolgend kommentiert:
Sonnengerötete Haut kann sehr effektiv mit einer Kombination eines Linolsäure-reichen Liposomenkonzentrates, das Feuchthalte-Substanzen (NMF) enthält, und wässrigem Echinacea-Extrakt behandelt werden. Auch Zusätze von Aloe und D-Panthenol können je nach Hautsituation sinnvoll sein. Erfahrungsgemäß wird schon nach wenigen Stunden ein sichtbarer Rückgang der Intensität beobachtet. Danach kann eine leichte Basiscreme mit hautidentischen oder hautähnlichen Membranstoffen hilfreich sein. Traumatisch und behandlungsbedingte Purpura, z. B. nach Laser- oder schönheitschirurgischen Behandlungen, können Sie mit Vitamin K-haltigen Präparaten pflegen. Dies gilt auch für dunkle Augenringe (Ursache: Schwäche des oberflächlichen Kapillarsystems der Haut). In der Kosmetik wird überwiegend das pflanzliche Vitamin K1 in Wirkstoffkonzentraten oder Ampullen eingesetzt. Es stabilisiert die oberflächennahen Gefäße und mindert damit die Rötungen. Bei couperöser Haut mit kleinen geschädigten Blutgefäßen haben sich Echinacea-Extrakt oder alternativ Vitamin K1 bewährt. Vor allem wenn das Vitamin in Nanopartikeln gelöst ist und in Kombination mit einer membranstoffhaltigen Creme verwendet wird. Vorteilhaft können mit natürlichen Pigmenten getönte Cremes sein, da sie das optische Erscheinungsbild sofort verbessern und aufgrund ihrer Aktivstoffe "unter der Oberfläche" wirken können. Die typischen rötlichen Linien der Couperose kann man mit Produkten, die grüne Pigmente enthalten, kaschieren. Die Couperose- Haut ist sehr empfindlich, insbesondere wenn sie das Ergebnis einer ungeeigneten Hautpflege oder eines ungenügenden Kälteschutzes ist. Auf eine sparsame Anwendung reizfreier Pflege- und Reinigungsmittel ist zu achten. Bei Rosacea (meist genetisch bedingte entzündliche Dermatose mit Teleangiektasien, tritt bei Frauen zwischen 40 und 50 erstmalig auf) können erfahrungsgemäß Vitamin K-haltige Cremes helfen. Da die Haut sehr durchlässig und besonders empfindlich ist, sollten parfüm- und konservierungsmittelfreie Pflegeprodukte gewählt werden. Empfehlenswert sind wie bei anderen Problemhäuten membranstoffhaltige Basiscremes ohne Emulgatoren, da auch Emulgatoren zu Reizungen führen können. Liposomen und Nachtkerzenöl können als "Additive" von Fall zu Fall nützlich sein, da sie der Haut essenzielle Fettsäure zuführen.

Wenn es auch noch juckt

Neurodermitis ist eine typische Barrierestörung, die mit Erythemen und Juckreiz verbunden ist. Hier kann für die Pflege ebenfalls eine reizarme Basiscreme mit hohem Fettgehalt und Nachtkerzenöl verwendet werden. Weitere Pflegemöglichkeiten: Zusätze von CM-Glucan, das einen entzündungshemmenden Oberflächenfilm bildet, und Harnstoff, das den Feuchtigkeitshaushalt stabilisiert und den Juckreiz beseitigen kann. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Barriere-Komponenten wie Ceramide und Phosphatidylcholin. Phosphatidylcholin unterstützt bei moderater Dosierung langfristig die Ceramid I Bildung.
Kleine entzündliche Hautläsionen werden am besten mit einem D-Panthenol-haltigen Wirkstoffkonzentrat vorbehandelt, das man unter anderem mit einem Hamamelis-Extrakt kombinieren kann, wenn ein adstringierender Effekt notwendig ist. Cremes sollten in diesem Fall wenig okklusiv sein, um den Heilungsprozess nicht zu verlangsamen. Natürliche Fett- und Feuchthaltestoffe vermeiden die Bildung von Spannungen und Rissen. Werden Effloreszenzen bei Akne vulgaris durch Verhornungsstörungen an den Talgdrüsenausgängen ausgelöst, dann ist die Behandlung mit Liposomenkonzentraten, insbesondere bei gleichzeitig fettiger Haut, sehr effektiv.
Die Effloreszenzen werden innerhalb von 4 Wochen um rund 70% vermindert. Zusätzliche Cremes sollten in diesem Fall nur in bescheidenem Umfang verwendet werden.

Dermatologische Behandlung

Nun ist es für eine Kosmetikerin häufig nicht ganz einfach zu erkennen, welche Ursachen der jeweiligen Hautrötung zugrunde liegen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob nicht eine dermatologische Behandlung angezeigt ist, sollte man die kosmetische Behandlung ablehnen. Andererseits können Sie ihren Kunden in vielen Fällen mit einer geeigneten Hautpflege den Gang zum Hautarzt ersparen. So lässt die adäquate Pflege einer sehr empfindlichen Haut Spannungsgefühle und Juckreiz gar nicht erst aufkommen. Die Haut ist mittels der Pflege gegen äußere Einflüsse besser geschützt; Irritationen und Allergien durch Chemikalien sind seltener und Infektionen durch Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien sind weniger wahrscheinlich. Bereits der Wechsel zu einem individuell besser geeigneten Reinigungspräparat oder einer hautgerechteren Bodylotion nach dem Baden kann bei sehr empfindlicher Haut das "Blühen" vermeiden.

Ekzeme & Co

Durch häufiges Waschen und Duschen entstehen bei entsprechend disponierter Haut Exsikkationsekzeme, die durch Präparate mit aggressiven Tensiden, z. B. Laurylsulfaten (schäumende Präparate), intensiviert werden. Die Haut wird ständig entfettet, trocken, rötlich und reißt ein. Hier sollte man die Häufigkeit der Reinigung vermindern. Tensidhaltige Präparate sind für eine gewisse Zeit möglichst ganz zu meiden. Zur Pflege nimmt man fettreiche Cremes. Mineralölfreie Oleogele sowie emulgatorfreie Ölbäder unterstützen die Regeneration der Barriere.

Ständig gereizte Haut

Wenn ein dauernder Reiz durch den Kontakt mit äußerlichen Stoffen stattfindet, kommt es zum so genannten irritativen Kontaktekzem. Die Windeldermatitis ist ein Beispiel dafür.
Bei lang andauernder Einwirkung schädigender Stoffe, vor allem in Verbindung mit Wasser kann eine Abnutzungsdermatose entstehen. Beispiele sind die so genannten Hausfrauenhände. Auch bei Kosmetikerinnen können diese Erscheinungen auftreten. Mit Barrierelotionen in Form von Fettstoff-beladenen Nanopartikeln, emulgatorfreien Basiscremes und wasserfreien Oleogelen werden die Hautbarriere geschützt und ihre Regeneration optimal unterstützt.
Allergische Kontaktekzeme entstehen durch die körperliche Immunreaktion auf äußerliche Allergene. In diesem Fall muss der Auslöser gefunden werden und ausgeschaltet werden. Die Kosmetik kann hier nur durch einen bestmöglichen Hautschutz helfen, d. h. die Penetration des Allergens von außen muss unterbunden werden. Denn es gilt die Regel: Wenn die Hautfeuchte leicht nach außen entweichen kann, können umgekehrt leicht Fremdstoffe in die Haut gelangen.
Beim seborrhoischen Ekzem liegt eine Überfunktion der Talgdrüsen vor. Dadurch kommt es zu Schuppenbildung und Besiedlung mit Mikroorganismen. Neben einer dermatologischen Behandlung mit Antibiotika oder speziell Antimykotika können Leer-Liposomenkonzentrate (s. Akne) hilfreich sein, da sie bei fettiger Haut sebumsuppressiv wirken.

Weitere Ursachen

Hautrötungen und damit verbundene Reizungen können auch ernährungsbedingt sein oder auf die Einnahme von Arzneimitteln zurückzuführen sind. Auch Krankheiten des rheumatischen Formenkreises, Infektionen, Krebserkrankungen und vieles andere mehr können die Ursache sein. Erwähnt sei auch die periorale Dermatitis. Betroffen sind meist Frauen um die 30, wobei Pflegeprodukte und mechanische Reize Auslöser sein können.
Gute Beobachtungsgabe, dermatologischer Sachverstand, kosmetische Erfahrungen und ein guter Draht zu einem Dermatologen sind sinnvoll.

Dr. Hans Lautenschläger

 


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veröffentlicht in
Kosmetik International
2005 (8), 34-36

 
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