Lotionen sind leicht, dünnflüssig und gut verteilbar. Die im Vergleich zu Cremes niedrige Viskosität ermöglicht ein schnelles Auftragen mit Schwämmchen, Hand oder Sprühsystem. Hinsichtlich Zusammensetzung und Anwendung unterscheidet man zwischen pflegenden Lotionen, Reinigungslotionen und wässrig-alkoholischen Lotionen für Spezialzwecke. Am häufigsten gibt es Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W). Die umgekehrten Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O) sind bei Lotionen seltener, da ihre Stabilisierung technisch aufwändiger ist. Ihr Vorteil ist allerdings, dass sie stärker auf der Haut haften. Sie werden daher für wasserfeste Präparate in den Bereichen des Sonnenschutzes, der Babypflege, der dekorativen Kosmetik und des allgemeinen Hautschutzes bevorzugt. Eine Besonderheit sind emulgatorfreie Systeme für empfindliche und Problem-Haut. Hier trifft eine Einteilung in O/W- oder W/O-Emulsionen nicht zu. Intensiv pflegen Bei Lotionen, die vor allem zum Fetten der Haut eingesetzt werden, handelt es sich in der Regel um O/W-Emulsionen, die je nach Hauttyp mit unterschiedlichen Öl- bzw. Fettstoff-Dosierungen und zusätzlichen Feuchthaltesubstanzen ausgerüstet sind. Häufig bezeichnet man sie auch als Milch. Je nach Anwendung spricht man z. B. von Bodylotion oder Gesichtsmilch. Gegenüber vergleichbaren Cremes ist ihr Emulgatorgehalt deutlich erhöht, um eine ausreichende physikalische Stabilität zu garantieren. Als Öle finden häufig flüssige Paraffinöle Verwendung. Bei W/O-Emulsionen überwiegen verzweigtkettige Ölkomponenten. Der Vorteil gegenüber wasserfreien Körperölen besteht darin, viel schneller einzuziehen und keinen unangenehmen Fettfilm zu hinterlassen. Nachteilig gegenüber reinen Ölen ist, dass die meisten der in Lotionen enthaltenen Emulgatoren in der Haut gespeichert und z. B. beim Duschen wieder aktiviert werden. Dabei werden Fettstoffe in der Haut erneut emulgiert. Die Folge: ein besonders bei O/W-Emulgatoren zu beobachtender, verstärkter Transport von Creme- und körpereigenen Fettstoffen aus der Haut heraus. Sie muss daher nach dem Duschen sofort wieder gefettet werden, um trockene Haut zu vermeiden. Spezielle Barriere-Lotionen auf reiner Nanopartikelbasis haben diesen Nachteil nicht, da sie emulgatorfrei produziert werden und ihre Stabilität durch körpereigene Membranstoffe gewährleistet wird. Sie sind zwar vergleichsweise aufwändiger zu produzieren als konventionelle Lotionen, aber auch wesentlich nachhaltiger wirksam und daher sparsamer im Gebrauch. Sie eignen sich für sehr trockene Haut und im Extremfall auch für neurodermitische Haut. In diesem Zusammenhang werden natürliche Öle (Triglyceride) bevorzugt, welche die eigene Regeneration der Haut weniger beeinflussen als Paraffinöle und wie körpereigene Fette in die Haut integriert werden. Neueren Datums sind auch emulgatorfreie Lotionen auf DMS-Basis, die mit ihrer hautähnlichen Derma Membran Struktur Lücken in den Hautbarriereschichten füllen können. Um die Verteilung von Fettstoffen auf der Haut zu erleichtern, ist die Verwendung spreitender ("kriechender") Ölkomponenten in Lotionen sehr beliebt. Darunter versteht man Öle vom Typ Isopropylmyristat oder Diisopropyladipat. Auf diese Hilfsstoffe kann beim Einsatz von Nanopartikeln mit natürlichen Membranstoffen ganz verzichtet werden, da Nanopartikel ähnlich wie Wasser auf der Haut verteilt werden können und nebenwirkungsfrei in die Haut penetrieren. Die Konservierung von Lotionen stellt hohe Anforderungen, da der Wassergehalt in diesen Formulierungen meist höher als in Cremes ist. Entsprechend hoch muss auch der Anteil der Konservierungsmittel sein, es sei denn, man verwendet alternativ Feuchthaltesubstanzen, die ab bestimmten Konzentrationen das mikrobielle Wachstum unterbinden. Letztere sind für die sensible Haut besonders zu empfehlen, da sie praktisch kein allergenes Potential besitzen. W/O-Produkte sind hinsichtlich der mikrobiellen Kontamination unempfindlicher als O/W-Lotionen, da Keime die äußere Ölphase nur schwer durchdringen können. Reinigungslotionen Reinigungslotionen oder -milch unterscheiden sich von Pflegelotionen nur durch den meist höheren Emulgatorgehalt und durch Art und Menge der enthaltenen Öle bzw. Fette. Ihr Fettanteil löst zusammen mit den Emulgatoren fetthaltige Verunreinigungen von der Haut oder entfernt Make-up. Nach der Anwendung werden die Reste mit Wasser abgespült. Bei hochwertigen Präparaten und emulgatorfreien Varianten kann das Abspülen entfallen. Hier wird lediglich der Überschuss der Lotion mit einem feuchten Tuch entfernt. Der auf der Haut verbleibende dünne Film des Produktes stellt wie bei fettenden Lotionen eine erste Pflege der Haut dar. Dieses 2-in-1-Prinzip hat den Vorteil, die hauteigenen Barrierestoffe zu schonen, und ist vor allem für empfindliche und trockene Haut zu empfehlen. Bei fettiger und unreiner Haut sind fetthaltige Reinigungslotionen weniger geeignet. Neben konventionellen Flüssigseifen haben sich in diesem Fall fettarme, liposomale Lotionen bewährt, die ebenfalls ein 2-in-1-Prinzip ermöglichen. Dabei werden Schmutzpartikel von der wässrigen Liposomen-Dispersion aufgenommen, während gleichzeitig Liposomen in die Haut penetrieren. Diese Art der Reinigung ist im Institut von Vorteil, da die Haut aufnahmefähig für weitere Behandlungen wie z. B. Masken bleibt. Wahlweise kann mit reinem Wasser nachgespült werden. Die in die Haut penetrierten Liposomen werden dabei nicht mehr ausgewaschen und wirken durch ihren hohen Linolsäuregehalt Verhornungsstörungen der Talgdrüsen-Ausgänge entgegen. Soll die Reinigungsmilch nach der Reinigung vollständig entfernt werden, sind Lotionen mit hohen Emulgatorgehalten einzusetzen. Diese können auch direkt in Verbindung mit Wasser verwendet werden. Wässrig-alkoholische Lotionen Liposomale Lotionen lassen sich auch als Gesichtswasser verwenden und haben sich ebenfalls bei leichten Akneformen gut bewährt. Außerdem gibt es D-Panthenol-haltige Lotionen, die wie liposomale Lotionen die Haut vor einer Maskenbehandlung für die Aufnahme von Wirkstoffen öffnen und andererseits beruhigend wirken. Diese Lotionen haben in der Regel eine fettarme oder rein wässrige Basis und können zusätzlich auch Alkohol enthalten. Bei höheren Alkoholkonzentrationen sind sie mehr für unempfindliche oder fettende Haut geeignet. Kleine, aus Extraktzusätzen resultierende Alkoholkonzentrationen sind dagegen ohne Bedeutung für die Verträglichkeit. Fettfreie Varianten mit Salzen werden als Tonics bezeichnet. Duftwässer und Fitness-Zubereitungen mit hohen Anteilen an Parfümöl oder ätherischen Ölen, die durch Emulgatoren milchartig bis transparent dispergiert werden, zählen ebenfalls zu den Lotionen. Ihr Alkoholgehalt kann allerdings erheblich höher als bei Gesichtswässern sein und ohne weiteres bis zu 50% betragen. Eine zusätzliche Konservierung ist bei hohen Alkohol-Konzentrationen nicht mehr nötig. Präparate zur Prävention Immer interessanter sind heute Lotionen, die bei Hautproblemen und zur unterstützenden Prävention von Barrierestörungen empfohlen werden. Nanopartikel und Liposomen sind typische Beispiele dafür. In Kombination mit DMS-Systemen und speziellen Wirkstoffen gibt es hier viele Möglichkeiten, die Problemhaut dauerhaft zu verbessern und einen substantiellen Beitrag gegen die vorzeitige Hautalterung zu leisten. Die Präparate orientieren sich chemisch und physikalisch an der Physiologie der Haut und verzichten darüber hinaus auf einen Großteil üblicher Hilfsstoffe. Sie werden als Lipid-Barrier-Lotions bezeichnet und gewinnen zunehmend auch in der Dermatologie für Prävention und Behandlung an Bedeutung. Dr. Hans Lautenschläger |