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Vielfalt - Wieviele Präparate braucht das Institut ?

 

Die Angebotspalette in einem Kosmetikinstitut ist heute zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden. Gerade deshalb sollte man nicht nur bei einer Neugründung genau überlegen, welche Präparate man für Behandlung und Verkauf benötigt.

 

Zum Erfolg eines Kosmetikinstituts gehören neben einer guten Hautanalyse, einem vielfältigen Behandlungsverfahren und einer kompetenten Verkaufberatung vor allem ein gut ausgewogenes Präparate-Programm für die Kabine und den Verkauf. Im Hinblick auf die große Auswahl der von der Industrie angebotenen Präparate und das begrenzte Budget des Kosmetikinstitutes muss immer wieder überlegt werden: Wie viele Präparate sind für Standardbehandlungen und Verkauf wirklich notwendig? Welche Präparate können davon auch universell in weitere individuelle Behandlungsabläufe integriert werden? Welche Spezialpräparate werden darüber hinaus für häufiger vorkommende Sonderbehandlungen und/oder Problemfälle benötigt?
Geht es um die Begrenzung des Präparatesortiments, ist vielfach das Stichwort "Spezialisierung" zu hören. Hierzu ist allerdings zu bemerken, dass damit nicht unbedingt die Finanzierung erleichtert wird. Da der Einzugsbereich des Instituts umso größer sein muss, je spezieller das Angebot ist, wird in der Regel der Werbeetat größer.

Rahmenbedingungen

Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Auswahl der Präparate ist die Zielsetzung des Instituts, die naturgemäß aus der persönlichen und beruflichen Historie der Kosmetikerin resultiert. So kommen heute z. B. zunehmend Quereinsteiger aus dem Gesundheitsbereich, wie medizinisch-technische Assistentinnen. Nicht selten sind sie in beiden Bereichen gleichzeitig tätig. Diese Gruppe ist durch ihre Ausbildung mehr auf die Pflege und Prävention der Problemhaut fixiert und arbeitet häufig mit dermatologischen Praxen zusammen.
Ein weiteres Kriterium ist der Standort des Institutes. Auf dem Land herrschen Stammkunden vor, während in der Stadt der Anteil der Laufkundschaft größer ist. Bei Stammkunden oder z. B. bei einem hohen Anteil junger Leute muss sich das Institut weitgehend an deren Bedürfnissen und Erwartungen orientieren.
Die Rahmenbedingungen bestimmen sowohl die Auswahl als auch die Preisgestaltung der Präparate. Andererseits ist aber eine Grundausstattung notwendig, mit der die Standardbehandlungen abgedeckt werden können. Zu den Standardbehandlungen gehören Reinigung, Masken und Packungen sowie die Pflege.

Reinigungsprodukte

Für die Hautreinigung im Institut ist ein Präparat notwendig, dass in Verbindung mit Wasser auch stärkere Hautverunreinigungen entfernen kann. Es sollte möglichst keinen Rückfetter oder andere Zusätze enthalten, um die Haut in ihrem ursprünglichen Zustand zu belassen und Folgebehandlungen nicht zu beeinflussen.
Bei sehr empfindlicher Haut und geringen Verunreinigungen ist eine besonders milde, möglichst parfümfreie Reinigungsmilch empfehlenswert, die ohne Tenside reinigt.
Zur intensiven Reinigung gehört ein Peelingpräparat, das in der Lage ist, auch leichte Verhornungen und oberflächliche Hautschüppchen sanft zu entfernen. Abgerundet wird dieser Bereich durch ein Gesichtstonic, das nach der Reinigung aufgetragen wird. Dies wirkt beruhigend und macht die Haut für die weitere Pflege aufnahmebereit. Hier sind besonders Lotionen geeignet, die D-Panthenol enthalten.
Als Spezialprodukte sind hier Lotionen zu nennen, die liposomal aufgebaut sind. Diese machen die Haut ebenfalls aufnahmebereit, wirken gleichzeitig präventiv bei Hautunreinheiten und leichten Akneformen. Sie lassen sich auch zu einer sehr schonenden Reinigung bei sehr empfindlicher und unreiner Haut einsetzen.

Masken, Packungen

Masken und Packungen dienen dazu, einerseits die Haut mit den individuell sinnvollen Wirkstoffen, wie z. B. Vitaminen, effektiv zu versorgen, andererseits aber Verkrustungen und Schuppen zu erweichen und zu entfernen. Darüber hinaus ist eine Straffung der Haut erwünscht. Da es sich hierbei um Intensivbehandlungen handelt, die von der individuellen einzigen Präparat nicht aus.
Um die Anzahl der Präparate in einem vertretbaren Rahmen zu halten, sind Baukastensysteme empfehlenswert, die z. B. von 3 Basispräparaten für fettige, normale und trockene Haut ausgehen. Diesen Präparaten können je nach Bedarf Wirkstoffkonzentrate direkt auf der Haut hinzugefügt werden.
Eine andere sehr effektive Möglichkeit besteht darin, die Haut gegebenenfalls partiell erst mit entsprechenden Konzentraten zu behandeln und nachfolgend die Basispräparate zu applizieren. Schon mit wenigen Wirkstoffkonzentraten erreicht man eine große Variationsbreite, die es ermöglicht, sich individuell und saisonal immer wieder neu auf die Kunden einzustellen. Masken sollten so konzipiert sein, dass sie entweder nach der Einwirkung nur noch oberflächlich abgewischt oder mit Hilfe einer angetrockneten Matrix abgenommen werden können.
Eine Intensivierung der Wirkung von Masken und Packungen kann dadurch erreicht werden, dass man sie durch eine sanfte Massage begleitet. Für den Fall, dass eine Massage vor der Maske erfolgt, sollte eine Massagecreme eingesetzt werden, die von ihrer Zusammensetzung her den Grundformulierungen der Masken und Packungen ähnlich ist. Gegebenenfalls ist die Rezeptur der Packung auch für die Massage geeignet. Massagecremes können ebenfalls in Kombination mit Ölen oder Wirkstoffkonzentraten in Ampullen für die unterschiedlichsten Zwecke, z. B. auf die Cellulite- Behandlung, eingestellt werden.

Die richtige Pflege

Nach Reinigung und Maske bzw. Körperpackung kann abschließend noch ein Pflegepräparat aufgetragen werden. Da diese Präparate häufig auch als Verkaufsware im Angebot sind und dementsprechend gut verträglich und effektiv sein sollen, muss das Institut ein breites Spektrum für Kabine und Verkauf bevorraten. Bei der Auswahl ist die schon erwähnte Zielsetzung des Institutes wichtig. Das eigentliche Problem besteht darin, dass mit wenigen Präparaten (3-5) ca. 90% der Fälle abgedeckt werden können, während eine ungleich höhere Anzahl an Präparaten für die selteneren Fälle verfügbar sein muss.
Wie bei den Masken empfiehlt es sich daher, für die häufigen Fälle gute Basispräparate anzubieten. Für Sonderfälle bieten sich wiederum Baukastenkomponenten an. Bei diesen Systemen erhält die Kundin die Basispflege und ein entsprechendes Wirkstoffkonzentrat für die Vorbehandlung.

Individualität ist gefragt

Für die abendliche Heimpflege wird in der Regel eher ein fetthaltigeres Basispräparat bevorzugt als tagsüber. Bei modernen emulgatorfreien DMS-Präparaten tritt diese Unterscheidung jedoch immer mehr in den Hintergrund; hier ist eine einzige, auf die individuelle Haut abgestimmte Creme morgens und abends völlig ausreichend.
Allerdings sollten Pflegecremes mit Vitaminen, vor allem wenn sie Kombinationen der Vitamine A, C, E oder möglicherweise Coenzym Q10 enthalten, besser abends aufgetragen werden, um Aktivitätsverluste der Vitamine zu vermeiden. Diese Cremes haben sich vor allem für die reife und ältere Haut bewährt.
Das Pflegeprogramm wird durch eine gute Handcreme, die über einen wirksamen Hautschutz für den Alltag verfügt, und ein straffendes Augen-Gel abgerundet.

Spezialpräparate

Zu dieser Gruppe gehören alle dekorativen Präparate, die jedoch ein Sonderkapitel darstellen.
Weitere Spezialprodukte sind Bade- und Sonnenschutzpräparate für den Verkauf. Über Badepräparate wurde bereits in der März-Ausgabe des KI-Magazins umfassend berichtet.
Hinsichtlich der angesprochenen Problemhäute sind vor allem Spezialpräparate für Akne, Barriere- und Verhornungsstörungen zu nennen. Sofern nicht schon Ampullen und Wirkstoffkonzentrate in Verbindung mit anderen Präparaten eingesetzt werden, sind nach heutigem Stand der Technik liposomale oder Nanopartikel enthaltende Präparate für diese Problemfelder prädestiniert. Liposomal deswegen, weil Penetration und optimale Verteilung der Wirkstoffe eine wichtige Voraussetzung für die Wirkung sind. Wenn diese Präparate darüber hinaus auch emulgatorfrei sind, hat man bei der Behandlung sehr gute Chancen, das Hautbild grundlegend und dauerhaft zu verbessern.
Zwei Präparate, eines für die leichten Akneformen und eines für Barrierestörungen reichen völlig aus. Bei der seltenen Kombination aus unreiner und trockener Haut führt die Vorbehandlung mit einem Liposomenkonzentrat und die Nachbehandlung mit einer fettreichen Creme meist zum Ziel. Zur unterstützenden Pflege bei einer Haut, die zur Schuppenflechte neigt, haben sich ebenfalls liposomale Lotionen bewährt, die schon bei der Reinigung beschrieben wurden.
Ein kleines Sortiment an fetten Ölen für die Kabine kann in vielen Fällen hilfreich sein und das Repertoire bereichern, z. B. bei sehr empfindlichen und trockenen Hautarealen, zum partiellen Abtupfen, zum Anreichern der Pflege, Masken und Massage. Jojobaöl, Avocadoöl und Macadamianussöl sind dazu bestens geeignet. In Kombination mit einer Auswahl ätherischer Öle lassen sich die fetten Öle überdies leicht aromatisieren und zu verschiedenen Ayurveda-Behandlungen nutzen. Man kann so sehr einfach z. B. mit Kopfölen, Gesichtsölen und Fußölen unterschiedlicher Zusammensetzungen immer wieder im Institut für Abwechslung sorgen.

Altbewährte Wirkstoffe

Aus eigener Erfahrung sollten Echinacea-Extrakt für die Behandlung von Couperose-Haut, D-Panthenol zur Beruhigung und bei Hautrötungen sowie Hamamelis als adstringierendes Präparat nicht fehlen. Diese Wirkstoffe lassen sich auch jederzeit universell in Kombination mit Kabinen- und Pflegepräparaten einsetzen.
Sie sollten darauf achten, dass die ausgewählten Präparate hinsichtlich ihrer Zusammensetzung miteinander harmonieren. Mineralölhaltige Produkte passen nicht zu naturkosmetischen, stark konservierte nicht zu unkonservierten, emulgatorhaltige nicht zu emulgatorfreien.
Treten Probleme mit unterschiedlicher Parfümierung auf, sollten Sie auf unparfümierte Präparateserien zurückgreifen. Vorteilhaft ist, dass diese Produkte ausnahmslos auch bei Problemhäuten eingesetzt werden können, die Duftstoffe nicht vertragen. Ist der Wunsch nach einem Duft da, kann dieser anschließend aufgesprüht werden.

Zusammenfassung

Alles in allem kann man bei systematischer Planung mit einem sehr begrenzten Sortiment an Präparaten auskommen, ohne das Angebot einzuschränken zu müssen.
Die Kompetenz des Instituts wird im Gegenteil dadurch gestärkt, wenn mittels sinnvoller Kombination der Präparate auf alle individuellen Bedürfnisse der Kundinnen eingegangen werden kann und saisonale Einflüsse berücksichtigt werden können.

Dr. Hans Lautenschläger 

 


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veröffentlicht in
Kosmetik International
2001 (8), 34-38

 
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