Die Therapie sowie die Heilung von Krankheiten werden immer kostenaufwendiger. Andererseits wächst das Gesundheitsbewustsein ständig. Die Prävention von Krankheiten wird daher nach Ansicht von Experten der kommende Wachstumsmarkt sein. Während die Kosten für die Behandlung von Krankheiten von den Krankenkassen getragen werden, trägt die Kosten für die Prävention in der Regel der Einzelne selbst.
Prävention - Domäne der Kosmetikinstitute
Bezogen auf Hautkrankheiten ist die Prävention eine Domäne der Kosmetikinstitute. Sie gibt ihnen vermehrt die Chance, das traditionelle Berufsbild einer kurzfristigen oberflächlichen Verschönerung der Haut auf die langfristige und kausale Erhaltung der Haut auszudehnen. Der Haut geben, was sie benötigt, Entwicklungen der Kosmetikindustrie tragen diesem Trend Rechnung, indem die kritische Bewertung und der Ersatz einzelner Bestandteile kosmetischer Mittel immer wichtiger werden. Eine präventiv ausgerichtete Hautpflege setzt sich daher unter anderem mit den Inhaltsstoffen und ihrer INCI-Deklaration auseinander. Denn nur so kann beurteilt werden, ob die eingesetzten Präparate tatsächlich die Regeneration fördern und die Prävention, z. B. auch vor allergischen Reaktionen, ermöglichen. Kosmetikinstitute profitieren indirekt an der Budget-Reglementierung der Hautärzte. Diese haben nämlich sehr wenig Spielraum, chronische Hautprobleme präventiv in den Griff zu bekommen. Sie stehen vor dem Dilemma, ein Präparat für wenig Geld verschreiben zu müssen, das bei einem akuten Fall in sehr kurzer Zeit einen sichtbaren Erfolg bringt. Dementsprechend werden in steigendem Maß preiswerte Steroid-Präparate verschrieben. Die Folge ist eine wachsende Zahl von Kunden/innen in den Kosmetikinstituten, die nicht über eine akute Hautkankheit, sondern aufgrund der Steroidbehandlung über einen labilen Hautzustand klagen. Allgemein nehmen Sensibilisierungen durch Hilfsstoffe in kosmetischen und dermatologischen Präparaten ständig zu. An der Spitze stehen vor allem Parfüm- und Konservierungsstoffe. Auf den ersten Blick ist dieser Trend nicht zu verstehen, da das Wissen über Wirkungen und Nebenwirkungen von Hilfsstoffen in letzter Zeit stark gewachsen ist, und man auch ohne weiteres ohne diese Stoffe auskommen kann.
Beratung steht neben der Behandlung im Vordergrund
Der Hintergrund sind in der Regel Kosteneinsparungen bei Rohstoffen und Rezepturen im Bereich der Massenprodukte. Somit erschließt sich den Kosmetikinstituten neben den großen traditionellen Kerngeschäften der dekorativen Kosmetik und des Wellness-Sektors im Rahmen der Prävention ein großes Betätigungsfeld der Beratung und Behandlung. Es setzt allerdings - wie oben schon angedeutet - eine sehr intensive Beschäftigung mit dermatologischen und chemischen Zusammenhängen voraus. Denn Kunden und Kundinnen werden nur dann auf Dauer gebunden, wenn die versprochene Prävention ihrer Hautprobleme auch spürbar wird. Da jede Haut individuell und auch lokal anders ist und bei Hautstörungen wie z. B.
- unreiner Haut
- zur Neurodermitis neigender Haut
- zu Ichthyosis neigender Haut
- zu Psoriasis neigender Haut
- Juckreiz
- Haut, "die nichts verträgt"
ganz unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden müssen, wird man mit konventionellen Präparaten nur einen Teil der Kunden befriedigend beraten und behandeln können.
Aufeinander abgestimmte Systempflege
Dies ist die Chance für Systeme, die Kombinationen von Präparaten, die aufeinander abgestimmt sind, erlauben. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie als Kosmetikerin nur auf gesunder Haut behandeln dürfen. Beispiel: Es wird eine Basiscreme benutzt, die z. B. bei der Pflege unreiner Haut oder der Prävention unreiner Haut durch ein Liposomenkonzentrat ergänzt wird. Vorteil: das Liposomenkonzentrat kann gezielt an besonders anfälligen Hautstellen angewandt werden. Beispiel: Bei einer für Berufsdermatosen anfälligen Haut ist eine Prävention mit einer emulgatorfreien Creme ideal, da die Hautbarriere in diesem Fall sehr labil ist und durch Emulgatoren zusätzlich gestört wird. Die Behandlung kann durch Nanopartikel ergänzt werden, die Nachtkerzenöl und Harnstoff enthalten. Dieses Verfahren hat sich auch bei einer Haut, die zu Neurodermitis neigt, in der Praxis bewährt. Bei Spannungszuständen, die zu Juckreiz führen, kann mit einem reinen Öl, wie z. B. Jojobaöl, individuell nachbehandelt werden. Nach Applikation einer geeigneten Basiscreme werden nachfolgend aufgetragene Öle rasch von der Haut aufgenommen und wirken nicht fettig. Selbstverständlich muss z. B. auch trockene Haut sorgfältig gepflegt werden, um Rissigkeit zu vermeiden, die zu bakteriellen oder Pilz-Infekten führen kann. Beispiel: Überempfindliche Haut, "die nichts verträgt". Hier ist sehr viel Fingerspitzengefühl notwendig, um herauszufinden, welche Stoffe vertragen werden oder nicht. In diesem Fall entscheiden manchmal schon Konzentrationsunterschiede eines Stoffes oder der osmotische Druck darüber, ob ein Stoff oder eine Stoffmischung vertragen wird oder nicht. Hinzu kommt ein psychologischer Effekt, wenn die Kundin das Gefühl hat, dass die Creme hilft. Sie neigt dazu, das Präparat immer intensiver anzuwenden. Die psychologische Kompetenz der Kosmetikerin ist gefordert, um mit viel Einfühlungsvermögen klar zu machen, dass weniger manchmal mehr ist.
Basiscremes
Sehr hilfreich sind in diesem Zusammenhang Basiscremes, die sowohl bei der dermatologischen Rezeptierung in der Apotheke als auch in den Kosmetikinstituten angewandt werden. Hinsichtlich der Zusammensetzung ist darauf zu achten, dass diese Cremes möglichst mineralölfrei sind, um nicht durch einen unnötigen okklusiven Effekt die Eigenregeneration der Haut auszubremsen. Denn eines ist sicher: die Produktion eigener natürlicher Barrierestoffe ist der wichtigste Garant für eine erfolgreiche Prävention. Da die natürlichen Barriereschichten durch Emulgatoren in Mitleidenschaft gezogen werden, sind moderne emulgatorfreie Varianten in jedem Fall vorzuziehen. Die Auswahl von Präparaten sollte daher mehr aus Sicht der Inhaltsstoffe-Deklaration (INCI) erfolgen als nach den Werbeaussagen der Hersteller. Bei dem einen oder anderen Inhaltsstoff sollte auch ruhig einmal beim Hersteller nachgefragt werden, in welcher Konzentration und Qualität er vorliegt. Zur weiteren Information über die Eigenschaften von Inhaltsstoffen sind neutrale Quellen vorzuziehen. Gegenüber Informationen des Wettbewerbs oder entsprechend gelenkter Beratungsinstitutionen ist grundsätzlich Misstrauen angesagt. Ein hervorragendes Nachschlagewerk für die meisten eingesetzten Stoffe und deren Eigenschaften ist das "Lexikon der Hilfsstoffe für Pharmazie, Kosmetik und angrenzende Gebiete" von H. P. Fiedler, erschienen im Editio Cantor Verlag, Aulendorf. Es zeichnet sich unter anderem durch eine Fülle von Literaturnachweisen aus. Hinsichtlich der Institutswerbung ist auch bei sehr erfolgreichem Agieren auf dem Bereich der Prävention immer darauf zu achten, dass die Grenzen, die die Kosmetikverordnung setzt, nicht überschritten werden. Prävention heißt nicht Heilen, sondern Heilen überflüssig machen.
Intensives Kundengespräch
Die kosmetische Beratung hat gerade bei der präventiven Pflege einen sehr hohen Stellenwert. So ist es mehr und mehr notwendig, sich mit den Lebensgewohnheiten der Kundinnen vertraut zu machen, um z. B. durch Nahrungsmittel, Kleidung, Arbeitsstoffe oder Waschgewohnheiten bedingte Hautstörungen in den Griff zu bekommen. Die Kunden werden dafür dankbar sein, die Kundenbindung wächst. Zum Schluss noch ein Hinweis: Präventive Hautpflege hat sehr viel mit Hautschutz zu tun. Hautschutz heißt, die Haut vor dem Eindringen äußerer schädigender Stoffe zu schützen. Damit wird aber auch die Verfügbarkeit kosmetischer Wirkstoffe angesprochen. Moderne Systeme können beides: sie lassen erwünschte kosmetische Wirkstoffe passieren und schützen vor äußeren, unerwünschten Stoffen.
Dr. Hans Lautenschläger |