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Clever kombinieren – So gelingt ein nachhaltiges, wirksames Anti-Aging

 

Die sichtbare Alterung zu bremsen ist für viele ein Grundbedürfnis. "Wunderwirkstoffe" boomen daher wie nie zuvor. Dabei geht es vor allem darum, schnell optische Effekte zu erzielen. Anti-Aging-Maßnahmen sollten sich aber ergänzen und nachhaltig wirken.

 

Kosmetische Wirkstoffe sind nur ein Teil der Strategie, wie man den Alterserscheinungen der Haut begegnen kann. Naturgemäß spielen sie aber eine große Rolle, da sie zusammen mit den Präparaten durch Werbung leicht kommuniziert werden können und wichtige Umsatzträger sind. Der Online-Handel nimmt dabei einen immer größeren Raum ein. Umso wichtiger ist es für die behandelnden Kosmetikerinnen, sich bewusst zu machen, wie Anti-Aging-Wirkstoffe und entsprechende Produkte durch Kombination, Vernetzung, Symbiose und Personalisierung nachhaltig optimiert und Wettbewerbsvorteile für die Institute erreicht werden können.
Rein kommerziell gesehen könnte man einen Anti-Aging-Wirkstoff (AA) so definieren, dass er die Verwender jugendlicher aussehen lässt. Demnach würden die meisten Deko-Präparate in diese Kategorie fallen – inklusive derer, die Problemhaut kaschieren, also z. B. Cremes, die Rötungen bei Rosacea optisch beseitigen.

Für langanhaltende Effekte

Diese Präparate haben selbstverständlich ihre Daseinsberechtigung, um kurzfristig und temporär ein Problem zu lösen. Sie sollten aber im Sinne des Kundennutzens zumindest mit Produkten kombiniert werden, die langfristig und nachhaltig im Hintergrund arbeiten und dadurch tatsächlich präventiv die Alterung verlangsamen und den Zustand der Haut verbessern.
So eine Kombination erfordert allerdings eine Menge Fachwissen in Bezug auf die stofflichen Zusammensetzungen der Kosmetika, um kontraproduktive Effekte auszuschließen. Gut dokumentierte Wirkstoffe sind unter den Cosmeceuticals zu finden. Sie stehen an der Grenze zu den Pharmazeutika. Beispiele hierfür sind Vitamine, die regenerativ und teils antiinflammatorisch wirken, wie:

  • Vitamin A und seine Ester,
  • Vitamin B3 (Niacinamid),
  • Provitamin B5 (D-Panthenol) sowie
  • Vitamin E und seine Ester.

Pluspunkte bei Vitaminen und nachhaltigen AA-Wirkstoffen sind deren physiologische Verträglichkeit und ihre humanbiologische Abbaubarkeit.
Regenerative, antientzündliche und schützende Wirkstoffe bilden das Anti-Aging-Repertoire. Zu den schützenden Substanzen gehören Ceramide, Phytosterine sowie langkettige Fettsäuren und deren Ester – sie sind präventiver Natur. Regenerative und antientzündliche Wirkstoffe hingegen sind Problemlöser. Sie werden bei endogenen Einflüssen wie etwa atopischer Haut, bei Enzymdefekten oder bei exogener Strahlungsbelastung und Infekten eingesetzt.
Zu den schützenden Komponenten gehören auch UV-Filter gegen UV-A- und UV-B-Strahlung. Den in diesem Zusammenhang empfohlenen Antioxidantien wird meist zu viel Bedeutung beigemessen. Hingegen ist für AA-Präparate die Pflege des NMF (Natural Moisturizing Factor) der Haut in Form von Aminosäuren viel wichtiger. Diese stabilisieren die Hautfeuchte und fangen atmosphärische Radikale ab.
Einzelne AA-Präparate machen wenig Sinn, wenn nicht alle anderen Maßnahmen darauf abgestimmt sind. Die Reinigung von Gesicht und Körper muss mit Komponenten ausgestattet sein, die die Haut wenig auslaugen. Die Schutzpräparate sollten physiologisch abbaubare Emulgatoren enthalten, um den "Wash-out-Effekt" von Barrierebestandteilen auf einem Minimum zu beschränken.
Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Kombination von Regeneration und Schutz ist die gleiche Basiscreme. Stand der Technik sind lamellare Cremes, deren physikalische Struktur den Schichten der Hautbarriere gleicht. Ähnliche Überlegungen gelten im Institut, wenn es darum geht, Reinigung, Maskenbehandlung und die finale Pflege zu kombinieren.

Regenerieren und glätten

Die dabei verwendeten regenerativen Wirkstoffe umfassen u. a. Isoflavone ("Phytohormone"), Vitamin C-Derivate, Peptide zur Stimulation der Kollagensynthese sowie N-Acetyl-Glucosamin, ein Ausgangsstoff für die Hyaluronsäure-Synthese. Für schnelle, temporäre Effekte eignen sich Hyaluronsäure und Spilanthol (aus Parakresse), um Falten zu reduzieren, Kigelia-Extrakt um die Haut zu straffen sowie Tranexamsäure, um die oberflächlichen Kapillaren zu stabilisieren. Für pigmenthaltige dekorative Produkte gilt wie für die Kombination von Pflege und Regeneration, dass die gleiche Basiscreme zu verwenden ist. Sie sollte keine kontraproduktiven Konservierungsstoffe oder andere potenziell allergenen Komponenten enthalten.
Für zu Irritation, Rötungen und entzündlichen Reaktionen neigende Haut eignen sich die antientzündlichen essenziellen Fettsäuren natürlicher Öle, z. B. von Nachtkerze, Kiwi oder Lein. Sie werden möglichst abends angewendet, da sie strahlungsempfindlich sind. Darüber hinaus sind Proteasehemmer wie Boswelliasäuren (Weihrauch), 5-Lipoxygenase-Hemmer und antibakterielle Stoffe wie Azelainsäure gegen Anaerobier bei Akne und Rosacea im Gebrauch.

Dermatologisch vernetzt

Für die Anti-Aging-Behandlung sind fundierte dermatologische Kenntnisse und die Vernetzung mit dermatologischen Praxen hilfreich. Denn die Prävention ist ein wichtiges Element in der ganzheitlichen AA-Strategie. Jede Indikation benötigt eine angepasste Hautpflege – auch adjuvante Korneotherapie genannt. Die für Therapie und Prävention verwendeten Basiscremes entsprechen der Kosmetikverordnung (KVO), der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) und der Europäischen Pharmakopöe (Ph. Eur.). Beispiele sind lamellare Basiscremes zur therapeutischen Hormonbehandlung mit Östrogenen, die kosmetische Pflege mit Isoflavonoiden (Phytohormonen) oder die Akne-Behandlung mit Vitamin-A-Säure (therapeutisch) sowie Vitamin A und Azelainsäure (kosmetisch). Modulare Systeme ermöglichen hierbei, Arzneistoffe und kosmetische Wirkstoffkonzentrate in die Basiscremes einzuarbeiten. Die verjüngende Behandlung lässt sich zudem durch den Einsatz von Hautsonden optimieren, die eine fundierte Hautanalyse und die zeitliche Verfolgung der Behandlungsergebnisse erlauben. Durch die Kombination von Präparaten mit Geräten, die mit elektromagnetischen Wellen, mechanischer Energie oder direkter Wärmeübertragung die Penetration und Permeation von Wirkstoffen beschleunigen, lässt sich die Zeit zwischen Applikation und dem Eintritt der Wirkung auf ein Minimum reduzieren.
Wie erwähnt sind modulare Kosmetika der Schlüssel für nachhaltiges Anti-Aging, indem entsprechende Basiscremes, -gele und -lotionen individualisiert auf die Kunden zugeschnitten, mit den benötigten Wirkstoffen ausgestattet und kontraproduktive Komponenten ausgeschlossen werden. Selbst die Personalisierung von Masken im Institut und für zuhause ist möglich.

Ein Blick in die Zukunft

In diesen Prozess können vielleicht in ferner Zukunft auch DNA-Analysen einfließen; gegenwärtig sind ihre Ergebnisse jedoch noch zu vage. Langjährige Erfahrung, persönliche Inaugenscheinnahme, Hautdiagnose, angepasste Behandlungsabläufe und eine fundierte Beratung zu Präparaten vor Ort sind heute entscheidende Vorteile für die Kunden, um den Kosmetikinstituten den Vorzug gegenüber dem Online-Einkauf zu geben.

Die Hautflora – bitte nicht stören!

Die Hautflora alias Mikrobiom leistet einen bedeutenden Beitrag zu Hautgesundheit und Hautkondition – inklusive Säuremantel. Diese Symbiose zwischen Epidermis und Mikrobiom wird empfindlich gestört durch:

  • übertriebene Hygiene und kosmetische Hilfsstoffe, insbesondere Konservierungsstoffe
  • starke Chelatbildner wie EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure)
  • hohe Antioxidanzien-Konzentrationen
  • gepufferte pH-Einstellungen, die außerhalb der physiologischen pH-Werte der Haut liegen

Die dadurch verursachte Reduzierung residenter Keime auf Kosten gegebenenfalls resistenter pathogener (krankmachender) Keime ist kontraproduktiv.

Dr. Hans Lautenschläger

 


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veröffentlicht in
Kosmetik International
2020 (10), 31-32

 
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