Wie Inhaltsstoffe von kosmetischen Produkten bewertet werden, das kommt auf den Blickwinkel an. Die Naturkosmetik setzt z. B. andere Maßstäbe als die dermatologische Kosmetik. Wenn jedoch objektive Quellen nicht greifbar sind, dann ist es schwierig, die einzelnen Argumentationen nachzuvollziehen. Im Sinne der Haut sollte die Entscheidung letztlich für diejenigen Stoffe bzw. die Präparate fallen, die aufgrund ihres (Neben-)Wirkungsspektrums nach heutigem Stand der Technik am besten geeignet sind. Dazu zwei Beispiele. Die Ayurveda-Lehre verwendet Sesamöl als Trägeröl für Aroma-Öle, so wie es geschichtlich überliefert ist. Heute wissen wir, dass neutrale Öle, wie z. B. Jojobaöl besser geeignet sind, da Sesamöl einen Stoff mit phenolähnlichem (Kreuz-)Allergiepotenzial enthält. Natürlich oder synthetisch Die Naturkosmetik lehnt außerdem chemische Konservierungsmittel ab und verwendet zu diesem Zweck mitunter Rosenwasser, ätherische Öle und diverse Extrakte. Die chemische Analyse der Zusammensetzung dieser Ingredienzien zeigt, dass die enthaltenen natürlichen Verbindungen identisch mit synthetischen Konservierungsmitteln sein können. Für die Haut ist es gleichgültig, ob das Sensibilisierungspotenzial eines Parabens natürlichen oder synthetischen Ursprungs ist. Für eine objektive Information im Sinne der Physiologie der Haut sind daher Quellen von Interesse, die einzelne Rohstoffe oder Stoffgemische, wie Öle und Extrakte, in ihren physikalischen, chemischen und physiologischen Eigenschaften beschreiben. Firmenschriften und firmennahe Bücher sind dazu in der Regel wenig geeignet. Die zitierten Nachschlagewerke und Bücher sind zum Teil recht teuer, stehen aber in Stadt-, Landes- und Universitätsbibliotheken oder auch in spezialisierten Buchhandlungen zur Verfügung. Eines der bekanntesten Werke ist das "Römpp-Chemielexikon", ein mehrbändiges, umfangreiches Werk. Obwohl sehr stark auf die Chemie fokussiert, ist es verständlich geschrieben und enthält viele Literaturhinweise und Quellenangaben über einzelne Substanzen und deren Eigenschaften. Weniger bekannt, aber hervorragend auf dermatologische und kosmetische Gesichtspunkte ausgelegt, ist das "Lexikon der Hilfsstoffe für Pharmazie, Kosmetik und angrenzende Gebiete" von H. P. Fiedler. Dieses mehrbändige Lexikon enthält die Inhaltsstoffe mit allen relevanten toxikologischen, dermatologischen und chemischen Daten, INCI-Bezeichnungen und Hinweisen auf die Originalliteratur. Kein Lexikon, jedoch sehr informativ, was einzelne Stoffe und Stoffgruppen betrifft, ist die mehrbändige Ausgabe "Die kosmetischen Präparate" von G. A. Nowak und A. Domsch. Neben den Themen Entwicklung, Herstellung, Inhaltsstoffe und Anwendung von Kosmetika enthält die Ausgabe eine Vielzahl typischer Rezepturen von Kosmetika und erklärt sehr gut die Zusammensetzung und Funktion der einzelnen Stoffe. Ergänzend ist noch das "Wörterbuch der Kosmetik" von H. Frey und I. Otte zu erwähnen, das im August 2003 in einer Neuauflage erschienen ist. Nachschlagewerke werden regelmäßig an den Stand des Wissens angepasst und aktualisiert. Sie erfordern allerdings ein gewisses Maß an Basiswissen, das man sich mit der Zeit aneignen sollte. Verbände und Institutionen Sehr gutes Informationsmaterial wird vom Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW, 60329 Frankfurt am Main, Karlstraße 21) an die Mitgliedsfirmen abgegeben. So z. B. "Kosmetika - Inhaltsstoffe - Funktionen", eine INCI-Liste mit Angabe der Funktion der einzelnen Stoffe und der Übersetzung lateinischer Pflanzennamen. Die Liste kann neben anderen Broschüren auch kostenlos im Internet unter www.ikw.org herunter geladen werden. Empfehlenswert, wenn man mehr über die stofflichen Grundlagen erfahren möchte, ist das Lehrmaterial "Körperpflegemittel in Chemie- und Biologieunterricht. Es kann beim Klett-Verlag bestellt werden (www.klett-verlag.de). Der IKW pflegt darüber hinaus eine umfangreiche Gesetzessammlung, zu der unter anderem auch die Kosmetikverordnung (KVO) mit ihren Anhängen gehört. Letztere sollte in jedem Institut verfügbar sein, um z. B. über die aufgeführten Restriktionen hinsichtlich einzelner Stoffe informiert zu sein. Die KVO ist beim Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft unter www.verbraucherministerium.de kostenlos erhältlich. Im Hinblick auf Problemstoffe und die eigene Gesundheit ist auch auf die umfangreiche Gefahrstoffliste des Berufsgenossenschaftliches Institut für Arbeitsschutz (BIA) hinzuweisen. Sie kann im Internet unter www.hvbg.de, Stichwort: Gefahrstoffliste kostenlos herunter geladen werden. Beim BIA erhält man auch sogenannte technische Regeln (TRGS), beispielsweise zum Umgang mit sensibilisierenden Stoffen und zur Feuchtarbeit, zu der auch die kosmetische Behandlung gehört. Buchtipp Es gibt eine Reihe von Büchern mit stofflichen Informationen aus sehr unterschiedlichen Bereichen. Das Taschenbuch "Kosmetik - Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel" von W. Umbach beschreibt die Zusammensetzung und Anwendung von kosmetischen Mitteln. Auch empfehlenswert: "Pflegekosmetik" von W.Raab und U. Kindl. Wer sich neben der Kosmetik auch mit den für Ernährung und Nahrungsergänzung relevanten Stoffen beschäftigt, der wird im "Lehrbuch der Lebensmittelchemie" von Belitz und Grosch, fündig. Weitere Bücher zum Thema Kosmetik und angenzenden Gebieten kann man sich bequem bei: www.amazon.de, www.ki-online.de (s. Buchtipps mit Bestellnr.) und www.libri.de über die Suchfunktionen listen lassen. Die vorgestellten Quellen können nur einen kleinen Ausschnitt aus einem großen Angebot zeigen. Festzustellen bleibt, dass es kein Standardwerk gibt, in dem alle Daten zu einem Stoff gesammelt abgerufen werden können. @ Mehr Info www.baua.de/start.htm www.bfarm.de www.bmgesundheit.de www.bzga.de www.ctfa.org www.derminform.de www.ifscc.org www.ikw.org www.tib.uni-hannover.de www.who.ch Dr. Hans Lautenschläger |