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Personalisierte Hautpflege – technologische und rechtliche Voraussetzungen

 

Teil I: Pflege nach Maß

Jede Hautkondition ist anders und erfordert, wenn die Hautpflege optimal sein soll, zu jedem Zeitpunkt unterschiedliche, angepasste Behandlungen und Produkte. Eine nicht ganz einfache Aufgabe. Doch Kosmetikinstitute können das leisten. Welche Möglichkeiten der Personalisierung bieten sich den Kosmetikerinnen und ihren Kundinnen? In Teil I dieses Artikels widmen wir uns der Frage, was Personalisierung alias Individualisierung in der Hautpflege bedeutet und welche technologischen und rechtlichen Voraussetzungen es gibt.

 

Vorausgesetzt das Institutspersonal ist gut ausgebildet, dann bringt es Erfahrung mit, Hautkonditionen und darüber hinaus viele dermale (medizinische) Indikationen zu erkennen. Geräte leisten Hilfestellung, Hautfeuchte, Hautfett, transepidermalen Wasserverlust, Hautelastizität, Pigmentierung und Oberflächenstruktur (Kamera) zu erfassen, um nur die wichtigsten Parameter zu nennen. Damit kann der Ist-Zustand der Haut festgestellt, eine Zielsetzung definiert und mit dem Resultat nach erfolgter Behandlung verglichen werden. Ist die Hautfeuchte zum Beispiel niedrig, dann wird man sie erhöhen wollen.
Im Repertoire des Instituts befinden sich zu diesem Zweck Produkte, die sich unterschiedlich für die betreffende Haut eignen. Es muss eine Wahl getroffen werden, z. B. zwischen einer W/O und einer O/W-Emulsion. Ist das Feuchte-Defizit groß, wird man sich für die W/O-Variante entscheiden und die Behandlung vielleicht mit einer feuchtigkeitsspendenden Vliesmaske oder einer aushärtenden, letztlich okklusiven Maske verbinden. Durch Kombination einzelner Produkte kommt man also dem Ziel näher. 

Seren versus Multifunktionsprodukte

Bei Anwendung von Masken werden vielfach mehrere Produkte in unterschiedlichen Verhältnissen vermischt und aufgetragen, um nicht nur die Hautfeuchte zu erhöhen, sondern auch eine Hautglättung und weitere Wirkungen zu erreichen. Individuell genau passende Multifunktionsprodukte sind in diesen Fällen oft nicht zur Hand. Mehrere Produkte kommen umso mehr zum Einsatz, wenn sie in Form von Seren zur Verfügung stehen, das heißt im Wesentlichen nur einen Wirkstoff in höherer Konzentration enthalten. Was zunächst umständlich und als ein Mangel erscheint, hat einen entscheidenden Vorteil: Es können so Komponenten von Multifunktionsprodukten ausgeschlossen werden, die für die betreffende Haut nicht passen – Stoffe oder Extrakte etwa, gegen die dermale oder auch mentale Empfindlichkeiten oder Vorbehalte bestehen. 

Physiologische Komponenten

Um Empfindlichkeiten generell weitgehend auszuklammern, ist es darüber hinaus empfehlenswert, sowohl bei Seren, am besten aber auch bei Multifunktionsprodukten, nur physiologisch kompatible Zusammensetzungen zu verwenden, die sich störungsfrei in den körperlichen Stoffwechsel einfügen. Damit wird die Sicherheit bei der Behandlung mit Mischungen und Produkten unterschiedlicher Zusammensetzungen entscheidend erhöht. 
Manche Seren wirken penetrationsverstärkend auf Wirkstoffe und zusammen verwendete andere Seren. Diese Situation trifft man z. B. in der Kombination mit Phosphatidylcholin-haltigen Liposomen an. Dadurch werden Bioverfügbarkeit und Effektivität von Wirkstoffen erhöht. Ein Beispiel ist Azelainsäure, die erfahrungsgemäß in bis zu 1%iger liposomaler Dispersion bei "unreiner Haut"1 eine vergleichbare Wirkung erzielt, wie wenn sie in zweistelliger Konzentration in O/W-Emulsionen medizinisch bei Akne verwendet wird. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass anfängliche Irritationen, die mit hohen Konzentrationen verbunden sind, vollständig entfallen.

Konservierungsstoffe

An dieser Stelle ist auch das Thema Konservierungsstoffe zu nennen, die durchweg allergenes Potenzial besitzen – der Hauptgrund übrigens, dass sie in einem eigenen Anhang der Kosmetikverordnung2 gelistet werden. Mit anderen Worten: Bei Experimenten mit Mischungen sollten (nicht-physiologische) Konservierungsstoffe ganz ausgeschlossen werden. Das ist nach heutigem Stand der Technik ohne weiteres möglich. Bereits früher hat man sich beholfen, indem für Seren Ampullen verwendet wurden, die keimfrei abgefüllt oder durch hohe Temperaturen sterilisiert wurden. Die Hautflora alias das Mikrobiom wird es begrüßen.

Haltbarkeit

Da Produktkombinationen (Mischungen) in der Institutspraxis in der Regel frisch angefertigt, ad hoc eingesetzt und nicht gelagert werden, spielt deren physikalische, chemische und mikrobielle Haltbarkeit erst einmal keine Rolle. Zur Erinnerung: 

  • Physikalische Instabilität äußert sich etwa durch die Separation von Wasser- und Ölphase. Der Ausfall eines Stoffes aus einer Dispersion heraus würde sich durch eine Trübung oder einen Bodensatz bemerkbar machen.  
  • Zur chemischen Instabilität gehört die Autoxidation, d. h. die Empfindlichkeit gegenüber Luftsauerstoff und Strahlung. 
  • Es kann aber auch zu einer chemischen Reaktion zwischen zwei Stoffen kommen, wenn z. B. ein starkes Antioxidans auf eine leicht reduzierbare Verbindung trifft. Freies Vitamin C (Ascorbinsäure)3 und Coenzym Q10 sind so eine Kombination. In diesem speziellen Fall wird die antioxidative Fähigkeit des Coenzym Q10 aktiviert und die Ascorbinsäure inaktiviert.
  • Mikrobiologisch kann es zu unerwünschtem Bakterien- oder Pilzwachstum kommen, wenn Creme- oder/ Seren-Grundlagen nicht aufeinander abgestimmt sind, das heißt in der Mischung – sprich Verdünnung – die minimale Hemmkonzentration (MHK; engl. MIC) für bestimmte Keime unterschritten wird. 

Wenn es allerdings zu einer gewissen Vorratshaltung kommt, weil eine Mischung in der Institutspraxis ständig vorkommt oder besonders effektiv ist, dann müssen diese Kriterien mit einkalkuliert werden. D. h. man ist gut beraten, unterschiedlich aufgebaute Produkte bzw. Seren zu vermeiden und speziell für diesen Zweck konzipierte modulare Systeme zu verwenden, in denen alle Komponenten hinsichtlich Physik, Chemie und Mikrobiologie aufeinander abgestimmt sind.   

Heimpflege – Marke Eigenbau

Neben den erwähnten, hauptsächlich im Institut durchgeführten Maskenbehandlungen, Packungen, Massagen etc. wächst schnell die Begeisterung für personalisierte Antiaging-Cremes. Vor allem, wenn sie schon beim Verlassen der Praxis ihre volle Wirkung zeigen, kommt der Wunsch nach einer adäquaten Pflege in den häuslichen vier Wänden auf.
Was sich praktisch plausibel anhört, ist rechtlich (Kosmetikverordnung) gesehen nur möglich, wenn das Kosmetikinstitut zum Herstellbetrieb für die Mischungen mutiert. Die damit verbundenen Auflagen sprengen aber in der Regel den finanziellen Rahmen. Allerdings ist es möglich, dass die Kosmetikerin die Einzelkomponenten der Cremes, so wie sie beim Hersteller eingekauft werden, als solche wieder verkauft. Indem sie den Kundinnen die Mischungsverhältnisse (Rezeptur) und gegebenenfalls auch die Behältnisse mit auf den Weg gibt, kann zuhause die gleiche Creme reproduziert und verwendet werden. Die Küchenutensilien machen es möglich.

Personal Care to go

Modulare Systeme ermöglichen eine Dienstleistung der Kosmetikerin. Und das funktioniert so:

  • Wie bei dermatologischen Individualrezepturen der Apotheken gibt es Cremegrundlagen (Basiscremes) verschiedener Zusammensetzung, in die Wirkstoffkonzentrate eingerührt werden können. Sie unterscheiden sich zum Beispiel durch Ihren Lipidgehalt, ihre Konsistenz oder ihren technischen Aufbau. Während die Apotheken sehr oft paraffinische W/O-Basiscremes verwenden, werden in der Hautpflege bevorzugt Grundlagen mit O/W- oder lamellarer Struktur verwendet. Paraffinbasen erzeugen auf der Haut okklusive Bedingungen, die Haut quillt und lässt Arzneistoffe transdermal leichter eindringen. Diese Basen werden in der Hautpflege nur noch selten verwendet, da die Hautregeneration darunter leidet. Früher war dieses Prinzip bei Nachtcremes beliebt, da mit der Hautquellung über Nacht eine temporäre Faltenreduzierung erfolgte.  
  • Die dazugehörigen Seren (Wirkstoffkonzentrate) werden entweder nach wie vor in Ampullen oder zweckmäßigerweise in Behältnissen angeboten, aus denen diskrete Mengen mit Hilfe einer Pipette oder einer Flaschengraduierung entnommen werden können. Da die Seren häufig über eine wasserähnliche Konsistenz verfügen, lassen sie sich gegebenenfalls auch als Lotionen einsetzen, die ebenfalls individuell angepasst werden können.
  • Während in der Apothekenrezeptur mit elektrischen Mischwerkzeugen wie dem Unguator® oder Topitec®4 gearbeitet wird,5 bedient man sich im Institut unter anderem eines einfachen Spatels, wenn man die Seren in einem geeigneten Behältnis zudosiert und mischt. Praktisch sind vorgefertigte Spenderunterteile, in denen eventuell die Basiscreme bereits vorliegt und ein freies Spendervolumen das Zutropfen eine gewisse Menge an Seren zulässt. Am Ende wird der Spender mit einem Kopfteil geschlossen, aus dem später die gemischte Creme entnommen wird.

Wie bereits erwähnt, dürfen Institute in dieser Art und Weise angemischte Produkte nicht als Fertigprodukte anbieten, selbst wenn sich die Rezepturen zum Bestseller entwickeln. Darin eingeschlossen sind naturgemäß Lagerhaltung und Werbung im Schaufenster und Internet. Einzig und allein im Rahmen einer persönlichen und bezahlten Dienstleistung, die das Mischen im Auftrag der Kundin beinhaltet, ist es möglich, die Produkte als "Unikate" weiterzugeben – eine Personalisierung im wahrsten Sinn des Wortes. 

Automatisierte Personalisierung

Die Hautanalyse und ihre Transformation in eine Individualrezeptur lassen sich auch automatisch gestalten. Das ist prinzipiell nichts Neues. Schon lange gibt es Hautanalysegeräte mit Sonden für die verschiedenen Haut-Parameter, deren Messergebnisse über eine Software mit Fertigprodukten eines Herstellers gekoppelt sind. Sie werden in Instituten, dermatologischen Praxen und Apotheken genutzt, um aus dem jeweiligen großen Angebot das optimale Produkt für die Verwender herauszufiltern. Ohne Hautanalyse kann die Korrelation auch über elektronische Fragebögen erfolgen.
Ein ähnliches Prinzip hat man sich zunutze gemacht, indem man in Einkaufszentren Automaten aufgestellt hat, die nach Messungen etwa der Hautfeuchte und des Hautfettes oder/und mit Frage & Antwort die Hautkondition bestimmen und in ein an Ort und Stelle gemischtes Präparat übersetzen, das dem Gerät direkt entnommen werden kann. Auch hier werden Basiscremes und eine übersehbare Anzahl von Seren eingesetzt. Was zunächst sehr praktisch erscheint, hat sich jedoch nicht als optimal erwiesen, da diesen Automaten einerseits die nicht digitalisierte Erfahrung eines Instituts fehlt und andererseits sowohl die Messparameter als auch die Anzahl der Rezepturkomponenten begrenzt sind – mal abgesehen davon, dass die Beliebtheit einzelner Wirkstoffe in der Branche starken Schwankungen unterworfen ist. Daher haben sich die Automaten nicht durchgesetzt.
Rechtlich arbeiten die Automaten ähnlich einer eigenständigen, angemeldeten Fabrik, deren Rezepturen im europäischen Cosmetic Products Notification Portal (CPNP)6 nach EG-Verordnung 1223/2009 registriert sind.

Hautkondition und Indikation

Die Erkennung des individuellen Hautzustandes geht über die Hautkondition hinaus und berücksichtigt so weit wie möglich auch Indikationen, d. h. das Vorliegen von Akne, Rosazea, Schuppenflechte, Neurodermitis etwa, also Verhornungs-, Barriere-, Bindegewebs-, Gefäß- und Pigmentierungsstörungen. Zum Teil werden die Indikationen durch Anamnese-ähnliche Dokumentationen in den Instituten erfasst und in die Überlegungen zu Behandlungen und Pflegeprodukten integriert. 
Die ideale, aber immer noch seltene Konstellation ist die Kooperation zwischen Kosmetikinstitut und dermatologischer Praxis. Die Zusammenarbeit ermöglicht eine abgestimmte, ganzheitliche Personalisierung:

  • Die dermatologische Praxis stellt die ärztliche Diagnose und übernimmt die Therapie mit topischen oder zuweilen auch oralen Arzneimitteln solange wie nötig.
  • An die ärztliche Therapie wird die Hautpflege angepasst. Sie gleicht gegebenenfalls auch Nebenwirkungen der Therapie aus. Man spricht in diesen Fällen von adjuvanter Pflege. Klinische Studien zeigen, dass dadurch die Therapie effizienter gestaltet und verkürzt werden kann.7
  • Nach Abschluss der ärztlichen Therapie sollte die Hautpflege so eingestellt sein, dass eine optimale Prävention erreicht und ein erneuter Rückfall in die Therapie vermieden wird.
  • Innerhalb der Korneotherapie8,9 und auch sonst ist es sinnvoll, für alle Stadien der Therapie und Prävention gleiche Basiscremes zu verwenden. Das gibt weniger Probleme hinsichtlich der Compliance, da die Verwender bereits mit der Creme vertraut sind. 
  • Wenn die Zusammensetzung der Basiscreme den Erfordernissen der europäischen Pharmakopöe10 oder entsprechenden Drug Master Files (DMF)11 entspricht, dann fällt es in der Apotheke leichter, die dermatologische Individualrezeptur anzufertigen.12 Zusammen mit den Arzneistoffen können auch kosmetische Wirkstoffe verarbeitet werden, wenn sie entsprechend dokumentiert sind. 
  • Einige Arzneistoffe lassen sich in der Prävention nach der Therapie in Hautpflegeprodukten weiterverwenden, wenn es die obligatorische Sicherheitsbewertung13 konzentrationsmäßig zulässt. Beispiele sind Azelainsäure, Tranexamsäure, D-Panthenol, Clotrimazol, Pirocton-Olamin. Allerdings ist eine entsprechende Werbung unter Nennung der Indikation nur bedingt möglich. So findet man dann Formulierungen wie "Zur unterstützenden Prävention von…"



Personalisierte Hautpflege – technologische und rechtliche Voraussetzungen

Teil II: Ganzheitliche Personalisierung – Software

Softwarelösungen sind entscheidend für die Personalisierung von Hautpflege, insbesondere bei der adjuvanten Behandlung spezifischer Hautindikationen. Die exakte Quantifizierung der Wirkungen kosmetischer und pharmazeutischer Inhaltsstoffe bleibt jedoch eine Herausforderung. Warum sie das ist und welche Lösungsansätze es gibt, schauen wir uns hier in Teil II des Artikels an.

Softwarelösungen sind für ganzheitliche Personalisierungen von großer Bedeutung – speziell unter Einbeziehung der adjuvanten Pflege bei Indikationen Wie für kosmetische Fertigprodukte und modulare Systeme. Allerdings fehlen die exakten digitalen Daten von vielen Komponenten hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Haut. 

  • Die Wirkungen kosmetischer Wirkstoffe lassen sich abhängig von ihrer Konzentration nicht zahlenmäßig exakt quantifizieren.
  • Es gibt keine verlässlichen Daten, wie sich kosmetische und pharmazeutische Wirkstoffe hinsichtlich ihrer Penetration, Permeation und Depotwirkung in der Hautbarriere verhalten, wenn sie in Mischungen unterschiedlicher Konzentration und Basiscremes vorliegen.
  • Dosis-Wirkungsbeziehungen für Mischungen fehlen zum großen Teil und lassen sich aufgrund der unendlich vielen Kombinationsmöglichkeiten höchstens in Einzelfällen ermitteln. 

Man ist daher zum Teil auf Einschätzungen angewiesen, die aber Schritt für Schritt wie bei einer lernenden KI präzisiert werden. Im Endeffekt werden Messwerte der Hautanalyse verarbeitet oder Hautkonditionen wie "trocken", "fettarm" und Indikationen wie "Akne", "Rosazea" abgefragt und mit den entsprechenden Eigenschaften und Konzentrationen von Rezepturkomponenten korreliert. Dabei ist es wichtig, auch kontraproduktive Effekte wie etwa hohe Lipidkonzentrationen bei einer Akne zu erkennen. Im Endeffekt lassen sich Mischungen auf ihre individuelle Eignung bewerten und optimieren. 

Kompatibilität der Komponenten

Bei der Herstellung personalisierter Produkte besteht die große Herausforderung nach wie vor darin, dass die Komponenten untereinander technisch verträglich sind. Hilfsstoffe sollten so weit wie möglich ausgeschlossen werden, um die Haut nicht unnötig zu belasten. 
Darüber hinaus müssen Hautschutz und gewünschte Wirkung in einer vernünftigen Relation zueinanderstehen, wenn nur ein Produkt verwendet werden soll. Lamellare Grundlagen sind dafür besonders gut geeignet. Speziell Basiscremes mit hydriertem Phosphatidylcholin können mit Wirkstoff-beladenen Liposomen auf der Basis von nativem Phosphatidylcholin nahtlos von reinem Hautschutz bis zum reinen hautgängigen Wirkstoff eingestellt werden.
Hintergrund: Die Basiscremes verhalten sich aufgrund ihrer Struktur wie die Hautbarriere und integrieren die Liposomen analog.
Ein Nachteil lamellarer Systeme ist die Empfindlichkeit gegenüber Zumischungen, die starke synthetische Emulgatoren enthalten, die allerdings ihrerseits wegen ihres Auswascheffekts bei einer späteren Hautreinigung für die Haut eher nachteilig sind. Dieser Effekt spricht im Übrigen auch gegen entsprechende Zusammensetzungen, die in der Apothekenrezeptur heute noch gang und gäbe sind. Diesbezüglich sind kosmetische Rezepturen heute technologisch wesentlich weiterentwickelt als die pharmazeutischen NRF-Rezepturen (NRF = Neues Rezeptur-Formularium14).
Apropos Hautschutz: Will man optimale Wirkung und optimalen Hautschutz erreichen, dann kann man die Behandlung auch in zwei Schritte aufteilen. Es wird zuerst mit liposomalen oder nanodispersen Wirkstoffen behandelt, die gut in die Haut penetrieren. In einem zweiten Schritt stellt man den gewünschten Hautschutz durch das Auftragen reiner lamellarer Basiscreme ein.    

Und was nicht geht…

Bei allen Vorgehensweisen der personalisierten Hautpflege wird davon ausgegangen, dass es sich sowohl bei den Basiscremes oder Basis-Lotionen als auch bei den Seren und Wirkstoffkonzentraten um Komponenten handelt, die alle gemäß Kosmetikverordnung als kommerzielle Produkte im Cosmetic Products Notification Portal (CPNP) registriert sind. Chemikalien, dazu gehören zum Beispiel auch Sonnenschutzfilter und selbst banale Haushaltsstoffe wie Meersalz und Kristallzucker, sind nicht zulässig. Allerdings wird es nicht unbedingt kontrolliert, wenn im Institut ein Salz- oder Zuckerpeeling durchgeführt wird. Jedoch muss man sich im Klaren darüber sein, dass das Institut im Falle "unerwünschter Nebenwirkungen", die volle Verantwortung trägt, die nicht auf den Salz- oder Zuckerlieferanten abgewälzt werden kann. 
Anders ist die Situation bei pharmazeutischen Rezepturarzneimitteln. Apotheker können selbstverständlich Einzelstoffe wie Harnstoff beispielsweise zumischen. Zuweilen verwendet man in diesem konkreten Fall sogar hohe Konzentrationen, damit die Kosten von den Krankenkassen erstattungsfähig sind.
Wenn in den Apotheken rein kosmetische Zubereitungen rezeptiert werden, dann unterliegen sie nicht mehr der Apothekenbetriebsordnung, sondern der Kosmetikverordnung. Dann gelten für die Apotheken die gleichen Einschränkungen wie für die Kosmetikinstitute. Das wird vielen Apothekern erst bewusst, wenn das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt vor der Tür steht und die Produktionserlaubnis einsehen möchte. 

Referenzen und Anmerkungen

  1. Die Kosmetikverordnung erlaubt es nicht, medizinische Indikationen gezielt kosmetisch zu behandeln.
  2. Anhang V der Kosmetikverordnung; https://www.gesetze-im-internet.de/kosmetikv_2014/BJNR105410014.html
  3. Bemerkung: Freie Ascorbinsäure wird in Kosmetika häufig durch ihren Phosphorsäureester, Ascorbyl Phosphate (INCI), ersetzt.
  4. Blauer Text: Nicht in der Originalveröffentlichung enthalten
  5. Lautenschläger H, Eine gute Basis – Pharmazeutische und kosmetische Basiscremes, medical Beauty Forum 2016 (5), 12-17
  6. https://webgate.ec.europa.eu/cpnp
  7. Suvorova K, Korneotherapie der Hautkrankheiten, die von der Störung der Epidermis begleitet werden (in Russisch), Les Nouvelles Esthétiques (Russische Version) 2004;4:28
  8. Lübbe J, Evidence-Based Corneotherapy, Dermatology 2000; 200:285-286
  9. Tabata N, O'Goshi K, Zhen YX, Kligman AM, Tagami H, Biophysical assessment of persistent effects of moisturizers after their daily Applications: Evaluation of Corneotherapy, Dermatology 2000;200:308-313
  10. Europäisches Arzneibuch (Pharmacopoea Europaea [Ph. Eur.]); https://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Zulassung/Zulassungsrelevante-Themen/Arzneibuch/_node.html
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Drug_Master_File
  12. Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO); https://www.gesetze-im-internet.de/apobetro_1987/BJNR005470987.html
  13. Leitlinien zu Anhang I der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 des Europäischen Parlaments und
    des Rates über kosmetische Mittel; https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32013D0674&from=EN
  14. https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de


Dr. Hans Lautenschläger

 


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veröffentlicht in
Medical
2025 (2), 15-19 und
2025 (3), 20-21

 
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