Experten oder die sich dafür halten, umgeben sich gerne mit Fachausdrücken, um sich von den Ahnungslosen zu unterscheiden. So kommt es dazu, dass Altbekanntes in neuen Verpackungen präsentiert wird. Die fast gleichlautenden und somit leicht verwechselbaren Begriffe Exosom und Exposom sind gute Beispiele dafür. Welche Bedeutung haben sie in der Kosmetik?
- Exosomen sind in ihrer ursprünglichen Bedeutung Transport-Körper ("som") in der Größenordnung sehr kleiner Liposomen. Sie enthalten Zellbestandteile und Informationen in Form von Proteinen und Nukleinsäuren, die aus Zellen heraus ("exo") an andere Orte innerhalb lebender Organismen transportiert werden. Je nach Zusammensetzung besitzen sie ganz unterschiedliche Funktionalitäten. Exosomen gibt es sowohl in tierischen als auch pflanzlichen Organismen.
Genauer betrachtet enthalten die in der Kosmetik verwendeten Pflanzenextrakte abhängig von ihrer Aufbereitung seit jeher Konglomerate, unter anderem auch Exosomen. Das gilt vor allem für naturbelassene Lösungsmittel- und Hilfsstoff-freie Extrakte und speziell für pflanzliche Hochdruckhomogenisate. Die in diesem Zusammenhang mitunter betonte Innovation der Exosomen bezieht sich daher eher auf das begleitende Marketing beim Verkauf von Extrakten und deren Einsatz in kosmetischen Präparaten. Für den Fall, dass vor einer Hochdruckhomogenisation des pflanzlichen Materials der Zusatz weiterer Wirkstoffe erfolgt, kann es zu deren Einbau in das Exosomenmaterial und zu einer leichten Erhöhung der Verfügbarkeit kommen. Wenn die Extrakte in Liposomen verarbeitet werden, tritt eine erhebliche Wirkungsverstärkung durch die erhöhte Verfügbarkeit ein. Sie wird durch das enthaltene Phosphatidylcholin (PC) verursacht. Denn PC, der wichtigste Bestandteil pflanzlicher und tierischer Zellmembranen, erhöht durch die Fusion mit den Lipiddoppelschichten der Hautbarriere deren Durchlässigkeit für pflanzliche Wirkstoffe. Dies gilt naturgemäß auch für alle weiteren zusätzlichen Wirkstoffe.
- Exposom: Der Begriff resultiert aus der Zusammenlegung von "Exposure" (deutsch: Belastung, Exposition) und letztlich wie beim Exosom ebenfalls der Silbe "som" ("Körper").
Auch das Exposom ist nichts Neues; es bezeichnet im Prinzip alles, was auf uns Menschen von außen einwirkt. Mit anderen Worten: Es geht um die Summe aller Umwelteinflüsse – bestehend aus stofflichen und physikalischen äußerlichen Einwirkungen. In die Kosmetik übersetzt sind Präparate, die gegen das Exposom wirken, nichts anderes als angewandter Hautschutz – ein alter Hut, der sich jedoch in den letzten beiden Jahrzehnten verändert hat. Die ursprüngliche Philosophie eines okklusiven Schutzschildes ist einer ausgeglichenen Balance zwischen Barriere-Integrität und maximal geförderter Regenerationsfähigkeit gewichen. Allerdings kann man feststellen, dass die damit verbundenen Erkenntnisse in der Praxis vielfach noch nicht umgesetzt werden.
Fazit: Exosom und Exposom sind mehr oder weniger alter Wein in neuen Schläuchen, was das kosmetische Marketing und die Hautpflege betrifft.
Dr. Hans Lautenschläger
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