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Dauertrend: "Natur" und "Bio" in der Kosmetik

 

Mit den Begriffen "Natur" und "Bio" verbinden die Verbraucher nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Kosmetika Reinheit, Unschädlichkeit und gute Verträglichkeit. 

Dementsprechend häufig tauchen diese Begriffe in der Werbung auf. Was ist wirklich wahr und worauf kann man sich verlassen?

Frau Martina Grams, Schulungsleiterin der KOKO Kosmetikvertrieb GmbH & Co. KG hat Dr. Hans Lautenschläger befragt, ob die Versprechungen und die daraus abgeleiteten Erwartungen realistisch sind.

M. Grams: Was ist Naturkosmetik - Wie ist "Bio" in den Pflegepräparaten zu verstehen?

Dr. Lautenschläger: Die konsequente Auslegung der beiden Begrifflichkeiten würde bedeuten, dass alle Inhaltstoffe aus der Natur stammen und - sofern pflanzliche Stoffe verwendet werden - alle aus biologischem Anbau stammen. Das ist selbstverständlich realitätsfern. Dazu einige Beispiele:

  • Erdöl und die daraus resultierenden Paraffinöle sind zweifellos Naturstoffe. Man wird sie aber nur in konventionellen Präparaten finden.
  • Physiologische Salze, wie z. B. Phosphate, die zur Stabilisierung von pH-Werten dienen, kommen aus der anorganisch-chemischen Verarbeitung. Sie sind naturidentisch.
  • Hyaluronsäure ist längst nicht mehr "Bio" (aus Hahnenkämmen), sondern wird mittels Bakterien aus Glucose hergestellt.
  • Ist ein raffiniertes Pflanzenöl noch ein Naturstoff? Es werden ihm Komponenten entzogen, andererseits kommen prozessbedingt andere Komponenten hinzu. Umgekehrt enthalten kaltgepresste Öle ("Bio") häufig unerwünschte natürliche Beimengungen mit allergenem Potential.

Fazit: Es gibt keine klare, gesetzlich verankerte Definition von Naturkosmetik. Die beliebten Siegel bewerten die Inhaltsstoffe sehr individuell - je nach zertifizierender Organisation. Vielfach gibt es Abstufungen, d. h. die Produkte dürfen bestimmte Mengen an Synthesestoffen enthalten und gelten dann immer noch als Naturkosmetik.

M. Grams: Was kann ich falsch machen mit "Natur" und "Bio"?

Dr. Lautenschläger: Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Um nur einige zu nennen:

  • Wie bei jeder anderen Kosmetik sollte der Verwendung der Produkte eine Hautanalyse vorangehen, sonst werden sie womöglich nicht vertragen.
  • Bei empfindlicher Haut muss man bedenken: Das Allergierisiko ist proportional der Anzahl von Extrakten, die jeweils eine Vielfalt an Einzelkomponenten enthalten.
  • Ätherische Öle enthalten Komponenten mit allergischem Potenzial, die zum Teil gemäß Kosmetikverordnung deklariert werden müssen. Andererseits können Naturprodukte bei der Lagerung durch Strahlung und Luftsauerstoff allergene Substanzen bilden, z. B. Ascaridol aus Teebaumöl.

M. Grams: Welchen Hauttypen würden Sie eher von "Natur" und "Bio" abraten?

Dr. Lautenschläger: Wie bereits erwähnt, muss man hinsichtlich eines Allergierisikos achtgeben. Diesbezüglich ist eine barrieregestörte Haut stärker gefährdet als eine "normale" Haut. Auch bei Verhornungs- und Bindegewebsstörungen wird man abwägen müssen.

M. Grams: Was halten Sie von Kernpeelings, z. B. Aprikosenkern- und Avocadokern-Peeling?

Dr. Lautenschläger: Letztlich ist das ein Schritt zurück in die Vergangenheit, wo man aufgrund von Irritationen und Mini-Verletzungen die Holzmehle gegen synthetische Polymere wie Polyurethan und Polypropylen ausgetauscht hat, die heute wiederum durch die Mikroplastikdiskussion in Verruf geraten sind. Jojobawachs- und Enzympeelings, beide auf der Basis von Naturstoffen, sind da eine wesentlich bessere Alternative.

M. Grams: Die einen tendieren zu "Back to the Nature", die anderen zu "High-tech"-Kosmetik. Was, glauben Sie, erzielt wirklich Vorteile auf der Haut?

Dr. Lautenschläger: Selbstverständlich schließt sich beides nicht aus - siehe Beispiel Liposomen-Technologie, wenn der Carrier aus pflanzlichem Phosphatidylcholin besteht. Das übergeordnete Auswahlkriterium sollte sich aber auf einer optimale physiologische Verträglich- und Wirksamkeit konzentrieren. Diesbezüglich sollten Produkte weniger hinsichtlich ihrer Quelle, sondern ihrer Kompatibilität mit dem Zielbereich in der Haut beurteilt werden.

Weitere Informationen: Naturwirkstoffe unter der Lupe Quo Vadis



 
 
 
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Revision: 26.05.2021