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Ersatz nachwachsender Öle und Fette in der Hautpflege?

 

Kosmetische Öle und Fette werden aus verschiedenen Quellen gewonnen:

  • Fossile Rohstoffe - Erdöl, Schieferöl, Erdwachse, Erdgas und Kohle. Sie resultieren überwiegend aus Überresten abgestorbener Mikroorganismen (Erdöl, Erdgas) und untergegangenen Wäldern (Kohle). Ihre Vorkommen sind begrenzt.
  • Tierische Öle und Fette
  • Pflanzliche Öle und Fette
  • Synthetische Öle und Fette aus der chemischen Verarbeitung fossiler, tierischer und pflanzlicher Rohstoffe

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Schwerpunkte verschoben. Die fossilen Paraffine, Mineralöle und Wachse wurden größtenteils durch nachwachsende pflanzliche Öle und Fette ersetzt. Tierische Öle und Fette werden in der Hautpflege faktisch gar nicht mehr verwendet. Synthetische Öle und Fette werden weiterhin aus fossilen (Petrochemie) und pflanzlichen Rohstoffen hergestellt.

Zerstörung von Ökosystemen

Gegenwärtig führt die Konzentration auf pflanzliche, d. h. nachwachsende Öle und Fette weltweit zur Ausweitung der Anbauflächen, zur Zerstörung wertvoller Ökosysteme und damit zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, da die bestehenden Anbauflächen nicht ausreichend oder für den Anbau nicht geeignet sind.

Dabei wird vor allem der Anbau von Ölpalmen für die Zerstörung von artenreichen Ökosystemen in Asien und Südamerika verantwortlich gemacht. Großen Anteil hat daran der hohe spezifische Verbrauch an Palmölen (Palmöl und Palmkernöl) pro Person in den hochentwickelten westlichen Industrieländern und in Teilen Asiens.

Ersatz von Palmölen

Dementsprechend wird nach alternativen Ölen gesucht, die Palmöle ersetzen können und die Zerstörung der Ökosysteme aufhalten sollen. Darüber hinaus werden kosmetische Produkte, die Palmöle enthalten, von Bewertungsportalen abgewertet - selbst bei Verdacht, d. h. in Fällen, wo es sich um Inhaltsstoffe handelt, die sowohl aus Palmölen als auch aus anderen Ölen wie Kokosöl gewonnen werden können. Beispiel: Caprylic/Capric Triglyceride (INCI) alias Neutralöl.

Eine Tatsache wird dabei übersehen: Ölpalmen haben mit durchschnittlich 3,3 t Öl je ha den höchsten Flächenertrag der gegenwärtig in der Industrie verwendeten Öle. Nach einer aktuellen Studie des WWF (ISBN 978-3-946211-05-1) aus dem Jahre 2016 liegen die Ölerträge der Sojabohne bei 0,4 t/ha, der Kokosnuss und der Sonnenblume bei 0,7 t/ha und des Raps bei knapp über 0,7 t/ha. Mit anderen Worten: Die alternativen Öle benötigen 4-5-fache Anbauflächen. Die ökologischen Probleme sind also auf diese Weise nicht zu lösen.

Aufgrund der physikalischen und chemischen Eigenschaften kommt für die meisten Anwendungen nur Kokosöl als Ersatz für Palmöle infrage. Ein wichtiger Aspekt bei Lebensmitteln ist, dass Palm- und Kokosöle vor dem Einsatz nicht hydriert werden müssen. Dies spart Energie und vermeidet die Entstehung gesundheitsschädlicher trans-Fettsäuren.

Welche Auswege gibt es?

Der einzige realistische Weg, die Ökosysteme zu schonen, besteht in der Reduzierung des Ölverbrauchs in den Industrieländern. Da Palmöle nicht nur in der Hautpflege, sondern in vielen Bereichen des täglichen Lebens Verwendung finden, sind die Möglichkeiten der Einsparung vielfältig:

  • Lebensmittel: Reduzierung des Konsums von Fertig-Nahrungsmitteln - ein Aspekt, der sogar der Gesundheit förderlich wäre und das Abnehmen erleichtern würde; Konzentration auf naturnahe Lebensmitteln und Minimierung von Veredelungsstufen; Reduzierung des Fleischkonsums - die industrielle Fleischerzeugung ist auf große Importe ölhaltiger Futtermittel angewiesen.
  • Schmier- und Kraftstoffe: Reduzierung von biologisch abbaubaren Schmierstoffen und Biodiesel, der in Deutschland Rapsöl und international Sojaöl und Palmöl enthält. Generell sind Kraftfahrzeuge mit hohem Kraftstoffverbrauch kontraproduktiv.
  • Reinigungsmittel: Die in Waschmitteln, Haushaltsreinigern und Flüssigseifen enthaltenen Tenside basieren häufig auf Palmöl-Komponenten. Dieses Segment hat ein besonders hohes Einsparpotenzial.
  • Hautpflege: Vermeidung der häufig zu beobachtenden Überpflegung mit Hautpflegeprodukten. Emulgatorfreie Produkte sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Denn Emulgatoren führen zum unnötigen Verlust von Pflegeölen und Barrierestoffen bei der Hautreinigung.
  • Alltagsartikel: Kerzen enthalten beispielsweise in steigendem Umfang Stearinsäure aus Palmölen, da sie weniger als Paraffinkerzen rußen.

Fazit

Laut WWF liegen die geschätzten Einsparpotenziale in einzelnen Bereichen bei mehr als 50% - ohne Nachteile. Wie so oft liegen Ökologie und Ökonomie dicht beieinander. Weniger ist mehr! Jeder von uns hat es in der Hand.

Dr. Hans Lautenschläger



 
 
 
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Revision: 26.05.2021